Gründungslegenden Steinschaler Dörfl: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 31. Juli 2024, 09:12 Uhr
Legenden über die Gründung des Steinschaler Dörfls
Wissenschaftliche Variante
Im Dirndltal lebte einst ein ausgefuchster Mathematiker, der glaubte fest daran, dass er mit seinem Talent und seinem Wissen einen Platz finden könnte, der allen Ansprüchen von Körper, Seele und Geist gerecht werden würde. So schloss er sich tagelang ein, er verließ auch seine geliebte Lederhose praktisch nie, und rechnete und tüftelte, bis er alle ihm bekannten Naturgesetze in ein komplexes Modell gegossen hatte. Mathematische Reihen und Differentialgleichungen waren nur die untersten Stufen seiner Kunst und bald fragte er sich, wohin das alles führen würde.
Nach langem Hin und her-rechnen kristallisierten sich zwei Zahlen heraus, die – mit kleinen Abweichungen – bei all den Berechnungen, Abschätzungen und Simulationen herauskamen:
47.96464
15.322495
Trotz seiner Fähigkeiten gelang es ihm nicht, die Bedeutung dieses Zahlenpaares herauszufinden. Schon glaubte er, dieses Lebensrätsel würde ihn bis zu seinem Tod begleiten, als ein französischer Kollege ihn nach seinen „Koordinaten“ fragte. So sagen die francophonen Menschen, wenn sie die Eckdaten, wie Namen, Adresse, Telefon, wissen wollen.
Immer noch in sein Lebensrätsel vertieft, sagte er spontan: 47.96464 und 15.322495. Sein Kollege hielt es für ein Mathematiker-Rätsel, schaute in der Landkarte nach und fand das Anwesen „Waitzgraben“, wohin er künftig seine Post schickte. Als sich der Irrtum aufklärte, erkannte der Pielachtaler Mathematiker die Bedeutung des Zahlenpaares und damit nie wieder ein Poststück oder gar ein Besucher an eine falsche Adresse käme, erwarb er das Anwesen Waitzgraben und errichtete dort selbst das Steinschaler Dörfl.
Den Mathematiker gibt es noch immer. Man sagt, die Koordinatensuche habe er aufgegeben, jetzt rechne er sich nächtelang aus, wie er mit seinem Naturhotel die Umwelt möglichst wenig belaste.
Gründungslegende - romantische Version
Es muss an die 800 Jahre her sein, als ein großer Nimrod vor dem Herr, nennen wir ihn den Weißen Ritter, auf der Jagd in die abgelegene Gegend des Taschlgrabens kam. Da es bereits zu dämmern begann, suchte er Schutz unter einer jungen Buche und richtete sich für eine luftige Nächtigung ein. Da sah er in einiger Entfernung eine in strahlendes Licht gehüllte Gestalt mit weinrotem Gewand und einer Krone aus Edelsteinen, die er für Dirndlkerne hielt. Da wurde ihm klar, dass er der Dirndlfee begegnet war.
Sofort ging er zu ihr hin und wie es so seine Art war, neckte er sie erst und prahlte gewaltig, wie er sich die Natur zu seinem Nutzen gefügig mache. Schließlich wurde er etwas anzüglich und vergriff sich gewaltig im Ton, sowie in der Wortwahl. Man darf nicht vergessen, es war tiefes Mittelalter und die Minne hatte strenge Regeln. Die Dirndlfee war „not amused“, genaugenommen sogar fuchsteufelswild und verbannte den Weißen Ritter in die kleine Buche, an der noch sein Pferd angebunden war. Im Weggehen sagte sie noch, er würde erst erlöst, wenn an dieser Stelle ein Ort der Sittsamkeit und der Bedachtnahme auf Natur und ihre Kreisläufe entstünde. Auch eine Dirndlpflanzung würde nicht schaden.
Der Weiße Ritter musste bis ins Jahr 2000 ausharren, als ein erfinderischer Bewohner des Dirndltales auf die Idee kam, hier ein Naturhotel zu errichten. Interessant ist, so ganz nebenbei, dass der Familienname ebenfalls Weiß lautete. Erst als die Anlage mit viel Rücksicht auf die umgebende Kulturlandschaft errichtet war und auch ausreichend Dirndln gepflanzt waren, konnte der Weiße Ritter seinen Platz in der Buche verlassen.
Das merkt man daran, dass die Buche, die inzwischen zum Naturdenkmal erklärt wurde, im Wind nicht mehr ächzt. Der Weiße Ritter soll, soviel wir wissen, Beamter geworden sein. Man sagt, der lange bewegungslose Aufenthalt in der Buche wäre eine gute Berufsvorbereitung gewesen.