Eisteich
Der zum Betrieb des Bierversilberers Johann Schnabl gehörige Eisteich befand sich auf dem heutigen Areal des Steinschaler Teiches.
Er wurde bis in den Winter 1954(!) aktiv zur Eisgewinnung bewirtschaftet.
Im Zuge der Tradigistbachregulierung 1929 wurde der Eisteich wasserrechtlich neu verhandelt und funktionell umgestaltet (in Richtung der Nutzung verbessert).
Dabei erhielt der Teich auch einen regelbaren Wasserzulauf aus dem Tradigistbach. Diese Anbindung an den Bach mit der zugehörigen Solschwelle ist noch heute erhalten.
Vor der Neugestaltung des Teiches fand die Eisgewinnung auf dem aus dem Pielch-Altarm hervorgegangenen Naturteich statt.
Massive Einschwemmungen
Da bis zur neuen Gestaltung des Steinschaler Teiches (begonnen 1985) kein nennenswerter Damm zwischen dem Teichgelände und dem Tradigistbach bestand, brachte jedes Hochwasser einen massiven Eintrag an Sedimenten aus dem Einzugsgebiet des Tradigistbaches (die sogenannte "Lettn", vorwiegend aus dicht lagernden mineralischen Sedimenten).
Solange der Altarm zumindest periodisch an die Pielach angebunden war, wurden die Sedimente bei Hochwasserereignissen regelmäßig "gespült". So ist es nicht verwunderlich, dass sich in der Zeit von der Abtrennung der Pielach bis zum Ausbaggern des Teiches 1995 ein Sedimentpolster von 178 cm Schichtstärke angesammelt hat.
Eisgewinnung
Das Natureis wurde auf dem Wasser in Blöcke gehackt, mit Feuerhaken aus dem Wasser gezogen und bis zur Verwendung in Eiskellern gelagert. In guten Eiskellern konnte das Eis bis in den Spätherbst des nächsten Jahres hinein gelagert werden! Beim langsamen Gefrieren ist das gewonnene Eis verhältnismäßig sauber, da sich Sedimente aber auch im Wasser gelöste Stoffe im noch nicht gefrorenen Wasserkörper anreichern.
Die Bewirtschaftung des Eisteiches im Winter war eine gerne genutzte Zubrotmöglichkleit für die regionale, meist bäuerliche Bevölkerung. Es wurde hier nicht nur fossile Energie erspaart, sondern auch wirtschaftiche und damit soziale Impulse gesetzt.
Verwendung des Eises
Der Großvater der heutigen Betreiberfamilie des Steinschalerhofes hatte auch den Vertrieb des Wieselburger Bieres im Pielachtal. Er war damit ein sogenannter Bierversilberer. Da bis in die 50er Jahre keiner der belieferten Wirte eine Kühlanlage besaß, wurde das Bier und natürlich auch die Lebensmittel im Keller durch mitgeliefertes Eis gekühlt.
Dieses Kühlsystem erfüllte viele Aspekte nachhaltigen Wirtschaftens:
- Soft Mobility: durch den Transport mit Pferdefuhrwerken.
- Eiserzeugung durch die (natürliche) Kälte im Winter.
- Kein Stromverbrauch durch Kühlanlagen in den Gasthäusern.
Heute ist es kaum vorstellbar, dass dieses System doch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhundert tadellos funktionierte. Die in Ostösterreich noch häufig gehörte Bezeichnung Eisschrank für Kühlschrank geht übrigens auf diese Kühlsysteme zurück.
Aus hygienischer Sicht hatte die Verwendung von Natureis aber auch Nachteile. Im Eis befinden sich zahlreiche Mikroorganismen, die beim Auftauen frei werden. Deshalb musste der direkte Kontakt mit Nahrungsmitteln vermieden werden.
Eiskasten
Diese ursprüngliche Verwendung, Eis in einen isolierten Kasten zugeben und als Kühlschrank zu verwenden hat daraus ihre sprachlichen Wurzeln.
In vielen Gegenden sagen die meisten älteren Person statt Kühlschrank immer noch Eiskasten. Besonders in Wien ist diese historische Bezeichnung bei der älteren Generation noch in Verwendung.