Vielfalt im Garten
Anleitung zur Vielfalt im Garten
Artikel von Dr. Herbst Voigt; Universität Münster in NRW (BRD)
Wie im Paradies. Das hören wir oft, wenn Besucher das erste Mal in unseren Garten kommen. Und dann folgt automatisch – das ist aber ganz schön viel Arbeit. Und- bei näherem Hinsehen – hier blüht und wächst ja alles durcheinander. Jedoch, auch wir haben unsere kleinen Sitz-Ecken im Garten verteilt, den „blauen Garten“ mit Garten- Rittersporn, Verbenen, Salbei und Lavendel sowie die Gemüseecke. Aber auch nutzbare Wildkräuter und z.B.: Karden die nicht (kaum) verwednet werdenkönnen.
Und, auch bei uns stehen die Obstbäume nicht wild verteilt und die Wege führen von A nach B nur eben – auf den ersten Blick nicht ersichtlich - eher ein geordnetes Chaos.
Was hinterlässt dann diesen nachhaltigen Eindruck – wie im Paradies?
Abgesehen von der jeweiligen individuellen Vorstellung, da bis jetzt ja noch keiner vom Paradies zurückgekommen ist um zu berichten, ist es wohl die Vielfalt und die scheinbare unübersehbare Fülle und Vielfalt an Gewächsen und Getier. Die vielen Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten, unterschiedlichste Vögel, sowie die Kriech- und im Teich die Wassertiere gehören ebenso in diesen Garten wie die Sitzecke, die Terrasse und der Nutzgarten, nur – eben nicht alles sorgfältig getrennt sondern organisch und harmonisch verbunden.
Die Zauberformel für die paradiesischen Zustände ist die „Vielfalt an Lebewesen“ oder im Fachjargon – „Biodiversität“ ihres Gartens.
Doch wie sieht die Vielfalt aus und wie kann ich sie bekommen? Diese Fragen können sie sich am Ende des Buches selber beantworten und in die Tat umsetzen.
Wie fange ich also an, mir (m)ein Paradies aufzubauen? 1. Vorüberlegungen 2. Pflanzenauswahl 3. Pflege 4. Wie und wo kann ich meine Hängematte aufhängen? (irgendwas Provokantes zum Nachdenken)
Vorüberlegungen:
Lage
In welcher Region liegt mein Garten? – Flachland oder Gebirge. Küstennah (ozeanisches
ausgeglichenes Klima) oder Küstenfern (heiße Sommer und kalte Winter) und wie möchten sie
ihn nutzen. Nur Gemüse oder auch einen Wohlfühlbereich für Mensch und Tier. Da jeder
Garten unterschiedlichste Voraussetzungen mitbringt in Bezug auf den Boden, die Lage, die
Hangneigung, die Exposition und die Klimazone, wachsen z.B. im Mittelmeerraum andere
Pflanzen als in den Alpen oder den Küstenregionen von Nord- und Ostsee.
Tipp!- In welcher Winterhärtezone lebe ich?
Beobachten sie ihr zukünftiges Stückchen Paradies. Welche Wild-Pflanzen (=Wildkräuter)
wachsen dort und wie groß werden sie ohne ihr direktes Zutuen wie z. B. - Düngen? Bleiben
die Wildkräuter eher klein und kümmerlich (wenig Nährstoffe im Boden) oder wachsen sie
ungehemmt zu imposanter Größe ((zu) viel Nährstoffe im Boden) heran? Für ihr Paradies und
die Umwelt sind eher weniger Nährstoffe von Vorteil. Ansonsten würden die extrem
wüchsigen Pflanzen wie z.B. die Brennnesseln alles überwuchern und den Konkurrenzkampf
gewinnen. Das wiederum geht zu Lasten der Artenvielfalt. Also, beim Düngen immer nur das
unbedingte Muss und bitte nie zu viel. Denn hier gilt sicher nicht „viel hilft viel
Tipp!
Lassen sie sich bei den zuständigen Stelle der Landwirtschaftkammern eine Bodenanalyse
erstellen!
Nutzen sie ihren eigenen Kompost in einer schattigen Ecke des Gartens unter einem Holunderstrauch = Hollerbusch).
Tipp!- (Vgl. Liste Zeigerpflanzen) Leider genügt es auch nicht – Nichts zu tuen, wenn sie ihr Paradies noch zu ihren Lebzeiten als solches erleben möchten. So ist z. B. ein reiner Brennessel-Garten für viele Tiere zwar sehr wichtig, aber ihnen sollte eine kleine Ecke mit Brenneseln (auch für die Brennesseljauchen und den Frühjahrstrunk)) genügen. Immerhin leben ca. 100 Insektenarten direkt oder indirekt von den Brennesseln.
Also, ein Jedes sollte seinen Platz haben. Denn je mehr Pflanzen und Tiere sich in ihrem Garten wohlfühlen, desto höher wird auch ihr Wohlfühlfaktor sein. Sie aber sollten ihren Garten ganz gezielt entsprechend naturnah gestalten. Und das erreichen sie durch das gezielte Einbringen von Pflanzen und dem steuernden Eingriff ihrer Hände Arbeit. Denn ohne Arbeit wird sich kein Paradies entwickeln, geschweige denn erhalten. Bei der Umzäunung müssen sie ihre Lage berücksichtigen. Innerstädtisch oder auf dem Land. Können z. B. Igel oder Kröten in meinen Garten einwandern. Achten sie auf das Maschenmaß beim Zaun. Nicht zu kleine Maschen wählen oder Durchlässe schaffen.! Boden
Tipp!- Bodenansprache
Wenn sie die Erde zwischen den Fingerspitzen verreiben und es bleibt ein bisschen Staub zwischen den Papillaren (Fingerrillen) hängen, so haben sie einen Tonanteil im Boden. Wenn der Boden sogar zu kneten und zu formen ist und unter den Schuhsohlen kleben bleibt, so haben sie fast reinen Lehm oder Ton also, einen sehr schweren Boden, der zwar gut das Wasser und die Nährstoffe hält, aber meistens zu nass und zu sauer ist. Fühlt es sich rau zwischen den Fingern an, so haben sie einen sandigeren Boden- also einen leichten Boden, der schlechter das Wasser und die Nährstoffe hält.
Und je dunkler die Farbe, desto höher ist der Humusanteil im Boden. Die beiden Extreme sind hier ein reiner Moorboden (dunkel) auf der humosen - und dem reinen Sand (hell)auf der humuslosen Seite.
Ein gesundes Mittelmaß, ist wie so oft, auch hier das Beste für ihren Gartenboden.
Pflanzenauswahl: Grundsätzlich sollte ihr Garten sowohl die Gruppe der Zwiebelpflanzen, der Einjährigen, als auch der Mehrjährigen wie Stauden und evtl. sogar Gehölze enthalten – kurzum er muss vielfältig sein.
Des Weiteren sollten sie keine „gefüllten Sorten“ pflanzen, da dort in den Blüten z. B. die Nektardrüsen oder die Staubgefäße (also das, was für die Insekten extrem wichtig ist) nicht mehr vorhanden sind, sondern zu Blütenblättern umgewandelt wurden.
Auch mit den reinen Exoten sollten sie nur sehr moderat experimentieren, Da hier in den meisten Fällen die entsprechenden Insekten zur Bestäubung fehlen. Da sie ihren Garten ja möglichst lange im Jahr als Refugium auch für sich nutzen möchten, sollten sie auf eine abgestufte Blüh- und Fruchtzeit achten. Von den Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen, Krokus und Wild-Osterglocken, über die Weiden bis hin zu den Spätblühern wie Sonnenblumen, Herbstastern oder dem Efeu.
Info fehlt: Im Herbst Verblühtes stehen lassen bis zum Frühjahr– etwas Gemüse blühen lassen. Vogelhäuser, Ohrwürmer, Insektenkästen Igelhäuser. Die reine Auswahl an Pflanzen ist so groß wie ihr Paradies vielfältig ist. Viele der möglichen Pflanzen erfüllen mehrere Anforderungen an sie. Lassen sie uns hier zwei Beispiele bearbeiten: - Das eingewanderte Unkraut - die gewöhnliche, große Nachtkerze. Ihre wunderschönen, gelben Blüten öffnen sich abends und verströmen ihren Duft und locken die (tierischen) Nachtschwärmer an, wenn sie noch auf der Terrasse sitzen. Die Blüten sind roh im Salat eine Delikatesse und die jungen Sprosse ein ausgezeichnetes Gemüse. Die jungen Wurzeln färben sich beim Kochen rötlich und werden (wegen der roten Farbe) als Schinkenwurz gegessen. Letztendlich wird aus den Samen, die auch den Vögeln hervorragend schmecken, ein sehr hautfreundliches Öl, das Nachtkerzenöl gewonnen. Und dieses Unkraut können sie sehr leicht bändigen. - Der heimische Löwenzahn oder auch Kuhblume genannt Wenn sich die leuchtend gelben Blüten öffnen, dann geht die Sonne auf (auch im übertragenen Sinn). Im voll erblühten Zustand ist er eine ausgezeichnete Bienenweide (für ein Kilogramm Honig muss ein Bienenvolk über 100.000 Löwenzahnblüten besuchen). Die jungen Knospen können sie einlegen und wie Kapern verwenden. Die Blütenblätter über ihren Salat streuen und zu einem Sirup verarbeiten. Der Geheimtipp ist ein hervorragend schmeckender „Wein“ aus Löwenzahnblüten. Die Blätter können gebleicht (einen Eimer drüber stülpen und bleichen) und ungebleicht (leicht bitter) zu einem Salat beigemischt oder als Gemüse gedünstet werden. Die große Heilkraft des Löwenzahn geht hauptsächlich von den Bitterstoffen aus. Die frischen Wurzeln können wie Schwarzwurzeln zubereitet und getrocknet und gemahlen zu einem „Kaffee“-Ersatz gemahlen werden. Neueste Forschungen setzen den Milchsaft des Löwenzahn auch erfolgsversprechend als Rohstoff für Kautschukersatz ein. Bei dieser Pflanze sollten sie natürlich ihre lenkenden Hände einsetzen, um die fast explosive Vermehrung zu begrenzen. Also, besser keine Pusteblumen sondern schon frühzeitig aufessen sonst haben sie ein Wildkrautproblem, dass eine Art zu dominant wird. Sie sehen, allein diese beiden Pflanzen sind schon ein kleines Stück Schlaraffenland für ihr Paradies. Das heißt natürlich nicht, dass ihr Paradies nur aus Wildkräutern bestehen muß. Wie zu Anfang bereits gesagt, suchen sie sich ihre Pflanzen, unter Berücksichtigung des Standortes und den Ansprüchen der Pflanze nach ihrem Gusto aus. Beginnen sie bei ihrer Planung mit einem dezenten Wegesystem. Das kann z. B. einen Belag aus Schredder bekommen. Dann sie dabei daran, unter den Schredder ein Gartenvlies einzuplanen sonst haben sie sehr schnell einen Kompostweg. An den Wegen entlang setzen sie kleinbleibende Stauden wie Duftsteinrich, oder Würz-Kräuter wie Oregano, Minze, Wasabi, Thymian, Rosmarin, Erdbeeren usw.. Auf den Weg können sie auch ab und an kleinere Gruppen mit trittfestem Thymian einplanen. Auf ihrem Weg zum Sitzplatz schwelgen sie schon im Thymianduft. Anschließend setzen sie ein Anfangsgerüst aus Gehölzen wie z. B. Obstbäume oder auch Flieder. An diese können sie auch Kletterpflanzen wie z.B. Clematis Sorten hochranken lassen ohne dass sie dem Baum schaden. Falls möglich, planen sie unterschiedlichste Bereiche von Sonne bis Schatten. In die volle Sonne kommen dann ihre Kräuterbeete oder die Kräuterspirale (Bild/ Zeichnung- Spirale?) in den Vollschatten planen sie den Kompost z.B. mit Efeu, Holunder, Farnen und dem Waldvergissmeinnicht ein. Beobachten sie ihr Paradies im Tages- und Monatsverlauf und planen sie kleinere Sitzecken ein. Z.B. im Bereich der Abendsonne im Sommer. Oder dem Sonnenaufgang für ein Frühstück. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Verteilen sie jetzt ihre höheren Staudenpflanzen. Sie sollten von jeder Art Gruppen zu mindestens 5 Stück pflanzen um einen üppigen Aspekt zu erhalten. Nehmen sie nah am Weg niedrige und im Hintergrund oder als Einzelpflanzen höhere Stauden. Da empfehlen sich die Gruppen der Sommer- und Herbst-Astern, Phlox, Garten-Margeriten, Sonnenhut, Rittersporn, Königskerzen, Rhabarber, Meerrettich und und und - werden sie Kreativ.
Pflanzen sie um ihren Sitzplatz möglichst duftende Pflanzen wie Minzen, Lavendel, schwarze Johannisbeere (sogar die Stiele duften) oder Absinth.
Teilen sie die einzelnen Gartenbereiche z.B. durch einen Rosenbogen. Hier setzen sie diesmal die einfachblühende, starkwüchsige Kletterrosen Rosa helenae mit ihren vielen Blüten und den wunderschönen Hagebutten. Ebenso können sie an einem Bogen einen Durchgang aus Feuerbohnen planen. Sieht herrlich aus und ist auch noch zu ernten. – Ebenso wie die Hagebutten – sie nur den Vögeln für den Winter genug Butten überlassen