Schnoatbam
Kunstvoll gestutzte Bäume als Viehfutter
Schnoatbäume (auch Schneitelbäume genannt) sind sehr gute Beispiele dafür, wie der knappe Raum in der traditionellen (nachhaltigen) Landwirtschaft bestens genutzt wurde.
Die besondere Form der Bäume (meist Eschen) kommt vom „Schneiteln“, der Tätigkeit des Schneidens nach bestimmten Regeln.
Weitere Bezeichnungen sind: Schneitelbäume, Schnoartbäume, ...
Unsere "Bilderbuch-Kulturlandschaft" lebt von der Landschaftspflege durch die meist kleinbäuerliche Landwirtschaft. Damit werden typische Elementen geschaffen:
- Zeuler, Viehsteige, Streuobstwiesen, Lesesteinhaufen und auch die "Schnoatbam".
Die dichte Krone dieser Bäume (Eschen und Linden) kommt vom „Schneiteln“. Von diesen Bäumen werden immer wieder Äste mit Laub als Futter für das Vieh geschnitten. Diese Tradition des Notfutter-Schneidens hat großen Einfluß auf die Tiergesundheit, da nicht nur die Laubblätter, sondern die ganzen Äste verfüttert wurden und daher von den Weidetieren auch die Inhaltsstoffe der Äste und Zweige aufgenommen wurden.
Nachhaltig gestutzt - Geschichte der Schnoatbäume
In den heutigen Grünlandgebieten des Alpenvorlandes war noch vor 100 Jahren ein Drittel der Besitzfläche einer Landwirtschaft Ackerfläche. Die für die Verfütterung zur Verfügung stehende Wirtschaftsfläche war ein knappes Gut und daher waren Alternativen zu Grünlandnutzung sehr wichtig. Eine der alternativen Methoden der Sommerfütterung war das Laubfutter Von den Schnoatbäumen wurde besonders in Trockenzeiten das Laub als Futter für das Vieh geschnitten, also „Grünfutter“ direkt von den Bäumen herunter geerntet. Die Tiere konnten unmittelbar unter den Bäumen fressen.
Das Schneiteln (Dirndltalerisch schnoaten) war in den Voralpen und Alpen nicht nur eine Notlösung und nachhaltige Nutzung in Zeiten der Futterknappheit, sondern eine anspruchsvolle Dauerkultur. Sie verlangte Know-how und Naturverständnis, speziell damit die Gesundheit der genutzten Bäume nicht litt.
Heute gilt das Schneiteln in Westeuropa als fast ausgestorben – im Pielachtal wird diese Tradition nach wie vor gepflegt und damit Viehfutter in den heißen Sommermonaten gewonnen.
Bei uns im "Tal der Dirndln" wird diese Tradition nach wie vor gepflegt, z.B. am 1.000 Dirndlberg
Entstehung
Diese ungewöhnliche Baumform mit kleiner Baumkrone und dickem Stamm entstand aus dieser alten und nachhaltigen Bewirtschaftungsform. Bei dieser wurde das Laub der Äste in Notzeiten zur Fütterung von Schafen und Kühen, seltener von Pferden genutzt.
Gab es in einer Trockenperiode zu wenig Graszuwachs auf der Weide, dann wurden von diesen Schnoatbäumen die Äste abgeschitten und die Weidetiere konnten dann das Laub fressen. Die Tiere lieben das Laub. Für Sie ist es keine Notnahrung sondern ein Leckerbissen.
Diese Bäume sind häufig auf südorientieren und höher gelegenen Weiden und Wiesen zu finden. Diese sind meist nur von einer sehr dünen Humusschicht bedeckt, welcher nach kurzer Zeit ohne Regen trocken ist. Aus der wiederkehrenden Bewirtschaftung ergibt sich im Laufe der Jahre das typische Schnoatbaum-Erscheinungsbild: ein kräftiger Stamm und wenig ausladende buschige Äste.
Das diese Baumform im Dirndltal noch zu finden ist, verdanken wir einigen nachhaltig wirtschaftenden Landwirten.
So zum Beispiel auf der Gaisbühel Südseite:
Familie Kaiser, vulgo Unterzögernitz.
Verwendete Baumarten
- Eschen
- Linden
- Ahorn (eher selten)
Die Bäume werden in aller Regel, im Hochsommer in einer Trockenperiode geschneittelt. Die verwendeten Baumsorten richteten nsich nach der Nutzungsmöglichkeit zum Vieh füttern. So war die Eiche ein "No Go", da deren Gerbstoff reiche Blätter von den Tieren nicht gerne gefressen werden.
Steinschaler Schnoatbam
- es gibt mehr als 10 Stück alte Schnaotbäume (bis zu einem Meter Durchmesser) in der Kulturlandschaft (Exkursionlandschaft) des Steinschaler Dörfls.
Diese Bäume wurden ca. 25 Jahre wenig bis gar nicht bewirtschaftet und hatten daher dicke und große Äste. Die jetzige Bewirtschaftung bringt wieder die alten typischen Schnoatbaum-Formen hervor.
Junge Schnoatbäume gibt es einige im Steinschalerhof. Z.B. unweit der Rezeption und im Nostalgiegarten in Richtung der Mariazellerbahn.