Gottesdienst der KirchenschmückerInnen
Graz, 9. Juni 2000
Im Evangelium - für den heutigen Tag ausgewählt - hörten wir von einer Debatte der Apostel, die damals noch nichts von der Auferstehung wußten, wer den Anspruch habe, bei Jesus der Erste zu sein, neben ihm den ersten Platz zu belegen.
Jesus antwortete ihnen sinngemäß: Ja, bei euch geht es immer um das Ich: Ich will der Beste sein, ich will eine Rolle spielen. Wer aber mich und meine Botschaft ernst nimmt, der denkt anders. Er denkt nicht nur an das Ich, sondern auch an die anderen; er meint nicht nur das Gegeneinander mit Streit und Zank, sondern das Miteinander in Eintracht. Und er fügt dann noch hinzu: Ich bin nicht gekommen, um mich von euch bedienen zu lassen, sondern um allen zu dienen mit meiner Frohen Botschaft.
Und um auch heute auf diese frohe Botschaft Jesu hinzuweisen, bin ich gerne nach Unterpremstätten gekommen, um auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau 2000 mit euch Gottesdienst zu fei-ern. Nach 26 Jahren ist diese Gartenschau wieder nach Österreich ge-kommen, um auch hier bei uns auf den Zauber der Gärten hinzuwei-sen. Ich danke eurem Diözesanbischof Johannes, der mich eingeladen hat, mit euch heute Eucharistie zu feiern. Damit möchte ich aber nicht nur der Intention eures Bischofs entsprechen, sondern ebenso ganz besonders und persönlich allen jenen meinen Dank und meine Aner-kennung aussprechen, die, in der Regel ehrenamtlich, jahraus jahrein sich bemühen, den Altar und den Kirchenraum festlich zu schmücken und so etwas von der Schönheit der blühenden Gärten in unsere Kir-chen zu bringen. In dieser Stunde wird mir bewußt, wie sehr wir Bi-schöfe und Priester es als selbstverständlich hinnehmen, daß Ihr liebe Kirchenschmücker und Kirchenschmückerinnen oft nicht bedankt und zu wenig beachtet, tagtäglich, besonders an Sonn- und Feiertagen im Einsatz seid, um die Frohe Botschaft für die Menschen in einen würdigen Rahmen zu stellen. Blumen und Blumenschmuck vermitteln den Ausdruck der Freude und der Dankbarkeit Gott gegenüber; sie tragen dazu bei, das Herz zu bewegen, angesichts der Größe Gottes, wie sie sich in den kleinen Dingen und ihrer verborgenen Schönheit offenbart
Damit möchte ich euch allen aber auch danken, die ihr in kluger Weise in euren Kirchen und im Altarraum darauf bedacht seid, daß etwa aus mangelndem Verständnis des zuständigen Seelsorgers keine künstlichen Blumen dort anzutreffen sind, wo das Echte keinen Ersatz duldet.
In einer bischöflichen Anleitung zum Kirchenschmuck heißt es
laßt mich das heute hier wiederholen:
Der Schmuck der Kirche soll so sein, daß er als ein Zeichen der Liebe und Ehrfurcht Gott gegenüber erscheint; dem Volke Gottes aber soll er den besonderen Charakter der Feste, innere Freude und Andacht vermitteln.
Denn Pflanzen, Blumen und Bäume, sind seit jeher mit der Reli-gion, mit dem christlichen Glauben verbunden. Der Lebensbaum zum Beispiel, als christliches Symbol, wird oft mit dem Kreuz zu einer Ein-heit verbunden. Vom Mittelalter an bis hinauf in die Barockzeit begeg-nen wir häufig Kreuzen mit Astansätzen und pflanzlichen Formen, da-raus entwickelten sich die Baumkreuze mit der schönen und einpräg-samen Symbolik: Vom Baum des Paradieses nahm das Unheil seinen Anfang und vom Baum des Kreuzes aus begann der Siegeszug des Heiles. Christus selbst ist die aus dem Reis der Wurzel Jesse entsprossene Blume (Jes 11,1). Die Kirche selbst wurde von den Vätern oft mit ei-nem blühenden Garten verglichen. Umso mehr gilt dies vom himmli-schen Paradies. Die Wandmalereien in den Katakomben zeigen Chris-tus als den Guten Hirten, umgeben von Bäumen und Blumen. Daher sind Blumen als Schmuck der Gotteshäuser seit jeher eine stille Hul-digung an den Herrn, zu der bereits die Kirchenväter in ihren Predig-ten die Gläubigen ermunterten. Damit stehen Sie, meine lieben Kir-chenschmückerinnen und Kirchenschmücker in einer altehrwürdigen Tradition, die oft zu wenig beachtet wird, weil man sie kaum kennt.
In den Evangelien begegnen uns oft verschiedene Pflanzen, die Jesus selber gebraucht, um in seinen Gleichnissen Lebensvorgänge zu erläutern; ich weise hin auf das Getreide als edelste Feldfrucht. An ihm ist alles Symbol: Vom Samenkorn, das in die Erde fällt, bis zum täglichen Brot, das zum Brot des Lebens wird. Sogar das Reich Gottes wird mit einem Mann verglichen, der Samen auf seinen Acker streut...
Und schließlich endet alles menschliche Tun in der Zeit der Ernte, wie es in der Apokalypse (14,14-16) heißt: "...die Ernte der Erde ist überreif geworden..."
Damit sehen Sie wieder, meine lieben Kirchenschmückerinnen und Kirchenschmücker, wie sehr Ihre Tätigkeit mit dem Glauben und damit auch mit dem Leben der Pfarrgemeinden verbunden ist. Ihr Ver-dienst ist auch, mit Hilfe der Schönheit der Natur tief in die Wahrheit einzudringen und hinter der Schöpfung den Schöpfer immer besser zu erkennen. Und alles, was Sie tun, das tun Sie zur größeren Ehre Got-tes!
Das führt uns zu einem Anliegen, das heute, in unserem zu-sammenwachsenden Europa, immer wieder angesprochen wird: die Verantwortung für die Schöpfung und damit für ihre Bewahrung ist eine Verpflichtung für uns alle, gegenüber der jungen Generation, die nach uns in einem Europa mit christlichem Antlitz leben will.
So tragen Sie, meine liebe im Dienste des Kirchenschmuckes versammelte Gottesdienstgemeinde durch Ihren Dienst zur Schönheit der Liturgie und des Gottesdienstes bei. Und das verbindet Sie mit allen anderen, die zur Ehre Gottes sich mühen: mit den Priestern und Diakonen, den Mesnern und Pastoralassistenten, und schließlich den Gläubigen: wir haben so viele heilige Güter gemeinsam, und dieses Gemeinsame muß auch uns alle zu einer herzlichen Gemeinschaft, zu einer Communio zusammenwachsen lassen.
Wenn die Zeichensprache der Liturgie, die Sprache unserer schönen alten Kirchenlieder zusammenstimmt mit der Ordnung und Schönheit des Kirchenraumes und seiner Ausstattung und besonders
des Altares, dann ist der Sonntag als Gedächtnis der Auferstehung nicht ein lästige Pflicht, sondern ein Fest der Freude des ganzen Men-schen, inmitten der froh gestimmten Glaubensgemeinschaft. Eine sol-che Gemeinde sendet positive Signale aus zu den vielen fragenden und suchenden Menschen unserer Tage.
Damit laßt mich mit einem wiederholten und sehr herzlichen "Vergelt's Gott" den Gottesdienst fortsetzen.