Kommentare zur Nachhaltigkeitskonferenz 2012

Aus SteinschalerWiki
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Eine rundum gelungene und nachhaltige Veranstaltung war die 5. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz am 3. und 4. September 2012 im Steinschaler Dörfl im Dirndltal.

Sowohl die 130 TeilnehmerInnen als auch die 13 ReferentInnen nehmen eine Fülle an Inputs, Erfahrungsberichten, gelungenen Beispielen und neuen Kontakten mit nach Hause.

„Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht“ lautete heuer das Thema. Dieser Titel bezog sich sowohl auf die nachhaltige Anreise und die Mobilität am Urlaubsort, als auch auf die zahlreichen wegweisenden touristischen Praxisbeispiele.

Einige Erkenntnisse:

Frau Dr. 012 Stolba - ÖW

Petra Stolba von der Österreich Werbung formulierte gleich zu Beginn die großen Visionen des Tourismus auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Da ist zunächst der technische Part, wobei ressourcenschonendes sowie Energie- und CO2-neutrales Wirtschaften angestrebt werden, weiters ist die Regionalität zu nennen, die sowohl für Umwelt und Wirtschaft Vorteile bringt, als auch für authentische Urlaubserlebnisse beim Gast sorgt, und drittens fällt der (gast)freundschaftlichen Beziehung zwischen Gast und Gastgeber steigende Bedeutung zu. In bewundernswerter Weise legte Masa Puklavec von Slovenia Tourismus dar, wie ihr Land genau die oben erwähnten Visionen umsetzt. In Slovenien, einem der waldreichsten Länder Europas, hat man früh erkannt, dass man mit einen „grünen Image“ auch international punkten kann und setzt diesen Weg konsequent um.

Die wissenschaftliche Grundlage für den Reigen an Praxisbeispielen lieferte Univ.-Prof. Dr. Werner Bätzing, der sich als Professer für Kulturgeografie seit langem mit Alpenforschung beschäftigt. Er warnte eindringlich davor, dass sich der Prozess der Entvölkerung der Alpenregionen immer noch weiter fortsetzt. In den Alpen gibt es heute noch lebendige Beispiele für die Symbiose von Mensch und Natur. Jahrhundertelange Landschaftsnutzung spricht eine nachhaltige Sprache. So müssen die Alpentäler als bewohnbare Lebensräume für den Menschen erhalten bleiben, damit alte Traditionen und Erfahrungsschätze nicht verloren gehen. Erreicht werden soll dies durch die Nutzung und Aufwertung des endogen vorhandenen Potentials und hier bietet der Tourismus große wirtschaftliche Chancen.

Regionale Beispiele

Diese wurden im Rahmen der Konferenz vorgestellt:
Sand in Taufers, Südtirol:
Bei diesem Beispiel beeindruckt vor allem die vernetzte regionalentwicklerische Vorgehensweise von Bgm. Innerbichler. Durch ein Wasserkraftprojekt verschaffte er der Gemeinde Einnahmen, die in Infrastruktur und touristisches Angebot investiert worden sind. Von Beginn an waren ihm Bürgerbeteiligung und größtmögliche Transparenz ein Anliegen, ohne sich jedoch von „den 5% die immer dagegen sind“ aus dem Konzept bringen zu lassen.

Ähnliches berichtete Arno Kronhofer vom Naturpark Weissensee in Kärnten. Dort gab es aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens bereits seit vielen Jahren Konzepte zur Verkehrsberuhigung. Die Zeit zur Umsetzung war beinahe überreif, nach dem endgültigen Entschluss übertrafen die Auswirkungen den erwarteten Erfolg. Durch den eingeführten Naturparkbus in Verbindung mit einem strengen Parkraumkonzept steigt für die Urlauber die Erholungsqualität der Region und die Einheimischen gewinnen an Mobilität.

Völlig anders lief die Entwicklung in Innervillgraten in Osttirol. In den extremen Lagen auf rund 1.400 m wurde der Tourismus lange Zeit nicht explizit geplant oder gefördert. Er „passierte“ sozusagen einfach, da Erholungssuchende von der Kleinstrukturiertheit und der Abgelegenheit der Region fasziniert waren. Heute schätzt man den Tourismus als wirtschaftliche Einnahmequelle, aber die Einheimischen sind bemüht, weiterhin selbstbestimmt entscheiden zu können, wie viel Tourismus gut für sie ist.

Weitere Themen der Konferenz waren Umweltzeichen - Green Meetings|Green Events und öffentlicher Verkehr. Dabei konnten schließlich auch regionale Pielachtaler Beispiele vor den Vorhang geholt werden. So berichtete Gerhard Stindl, Geschäftsführer der NÖVOG, unter anderem auch von der Mariazellerbahn, die zur Zeit vom Land NÖ mit großem finanziellen Aufwand modernisiert wird und 2015 zentrale Ader der NÖ Landesausstellung sein wird.

Auch der Steinschaler Hausherr Johann Weiß stand den Gäste der Nachhaltigkeitskonferenz Rede und Antwort. Er hat sich bereits seit vielen Jahren der Nachhaltigkeit verschrieben und durch ihn konnte auch diese Konferenz als Green Event zertifiziert werden.

nachhaltigkeitskonferenz.at

Prof. Werner Bätzing

Prof. Werner Bätzing

Die Tagung "Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht" war eine sehr relevante Plattform zum Erfahrungsaustausch über die konkrete Umsetzung von nachhaltigen Visionen im regionalen Rahmen, und die vorgestellten Projekte waren fast alle ausgesprochen eindrucksvoll. Dabei wurde jeweils sehr deutlich sichtbar, welche Breite an konkreten Erfahrungen und realisierten Umsetzungen hier bereits vorliegt, die für viele andere Gemeinden und Regionen wichtige Anregungen geben können.

Dazu trug auch der Tagungsort selbst, das Steinschaler Dörfl in Frankenfels, bei, das selbst bereits ein exemplarisches Beispiel für einen innovativen und nachhaltigen Tourismus darstellt. Allerdings ist zugleich zu betonen, dass die guten Beispiele, die so vielgerühmten "best practises", nicht so einfach auf andere Gemeinden oder Regionen übertragen werden können: Wenn man genau hinhörte, dann wurde bei den vorgestellten Beispielen jeweils sehr schnell deutlich, dass ihr Erfolg gerade darauf beruht, dass die jeweiligen Pioniere ihre Gemeinde oder Region in allen Aspekten und Problemen sehr genau kennen und genau daraufhin ihre Vision sehr konkret entwerfen, dass sie also massgeschneiderte orts- oder regionsspezifische Lösungen entwickeln.

Deshalb kann man diese erfolgreichen Projekte - wie es im Konferenzpublikum vielleicht teilweise erhofft wurde - nicht einfach so woanders umsetzen. Man kann sich davon bestenfalls anregen lassen, was alles möglich werden könnte (allein das ist bereits sehr viel!), aber man muss woanders ebenso orts- oder regionsspezifische Lösungen suchen - und dies setzt voraus, dass man die jeweilige Situation und ihre Probleme sehr genau kennt und dann Lösungen entwickelt, die genau da ansetzen (was mit viel Arbeit verbunden ist). Dieser wichtige Schritt ist der Schlüssel für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung, und er ist sogar den Pionieren nicht immer wirklich im Detail bewusst, weil sie damit meist intuitiv umgehen.

Vielleicht könnte die nächste Nachhaltigkeitskonferenz einmal genau diesen Aspekt ins Zentrum stellen.

Werner Bätzing (Erlangen)